Als Therapieunterstützung bei Endometriose rückt die Ernährung sowohl bei Patientinnen als auch in der Fachwelt immer mehr in den Fokus. In einer Analyse internationaler Studiendaten verdeutlichen Expertinnen und Experten der Frauenklinik das Potential der Ernährung zur Therapieunterstützung und legen damit eine Basis, auf der weiterführende Forschung aufgebaut werden kann.
Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt. Rund jede 10. Frau im gebärfähigen Alter ist betroffen. Symptome wie starke Unterleibsschmerzen und Blutungen können das Sozial-, Berufs- oder Sexualleben und damit die Lebensqualität einer Frau stark beeinträchtigen.
Behandelt wird die Endometriose meist mit Schmerzmitteln, hormonellen Therapien oder indem die Endometrioseherde durch operative Eingriffe entfernt werden. Unzureichende Wirkung der Schmerzmittel, Nebenwirkungen der Hormontherapie oder das Wiederkehren der Endometrioseherde führen jedoch dazu, dass die herkömmlichen Therapien für viele Patientinnen nicht ausreichen und sie weiter nach unterstützenden Behandlungsoptionen suchen.
Immer mehr Patientinnen hoffen dabei auf die positive Wirkung durch eine Ernährungsumstellung. Auch in der Fachwelt gewinnen ernährungsbasierte Ansätze immer mehr an Gewicht und in den meisten Endometriosezentren ergänzen Ernährungsexpertinnen und –experten das interdisziplinäre Behandlungsteam.
Studien bestätigen positive Effekte verschiedener Ernährungsansätze
Um das Potential einer ernährungsbasierten Therapieunterstützung optimal zu nutzen fehlt es jedoch an evidenzbasierten Empfehlungen und Richtlinien. Prof. Dr. Micheal Mueller und PD Dr. Konstantinos Nirgianakis, Chefarzt bzw. Oberarzt an der Frauenklinik Inselspital Bern, haben deshalb mit ihren Teams internationale Studien, die bisher zum Thema Ernährung und Endometriose publiziert wurden, systematisch analysiert und einen ersten Überblick publiziert (Effectiveness of Dietary Interventions in the Treatment of Endometriosis: a Systematic Review, DOI: 10.1007/s43032-020-00418-w).
Untersucht wurden in den Studien z.B. glutenfreie Ernährung, nickelarme Ernährung, eine erhöhte Zufuhr von Antioxidantien oder der Verzicht auf Lebensmittel, die Blähungen verursachen können (FODMAP Diät). Für alle diese Diäten konnte gezeigt werden, dass sie zu einer Linderung der Symptome führen und sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden der Patientinnen auswirken können. Die verschiedenen Ansätze unterschieden sich vor allem darin, wie effektiv ihre Wirkung war, welche Symptome hauptsächlich gelindert wurden und wie gut die Patientinnen die neuen Ernährungsformen im Alltag umsetzen konnten.
In ihrer Recherche kommen die Autorinnen und Autoren zum Schluss, dass die «Mediterrane Diät» als langfristige Behandlungsunterstützung allen Patientinnen empfohlen werden kann. Die Ernährungsweise basierend auf viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn-Getreideprodukten, und Olivenöl bei geringen Menge an Milchprodukten, Wein und Fleisch vereint viele Aspekte der anderen Diäten. Tatsächlich berichteten in einer der untersuchten Studien Patientinnen, die sich an eine Mediterrane Diät hielten, dass die Symptome wie Unterleibsschmerzen oder Mensturationsbeschwerden deutlich nachliessen.
Weiter schliessen die Autorinnen und Autoren aus ihren Untersuchungen, dass eine kurzfristige Antioxidantien-Diät mit einer zusätzlichen Zufuhr an Vitaminen (B6, A, C, E), Mineralsalzen (Ca, Mg, Se, Zn, Fe), Milchfermenten und Omega-3-Fettsäuren den Effekt der langfristigen Ernährungsumstellung unterstützen kann. Für Patientinnen, die an Magen-Darm-bezogenen Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Verdacht auf Reizdarmsyndrom empfiehlt sich eine glutenfreie oder eine FODMAP Diät.
Zusammenfassend macht die Studienübersicht deutlich, dass eine Umstellung der Ernährung in Zukunft einen grösseren Stellenwert in der unterstützenden Behandlung der Endometriose einnehmen sollte. Weitere Studien werden nötig sein, damit aus den heutigen Kenntnissen Richtlinien erstellt werden können, mit denen Fachexpertinnen und –experten ihre Beratungen optimal auf die spezifischen Symptome und Bedürfnisse ihrer Patientinnen abstimmen können.
Springer Verlag honoriert die wichtige Publikation der Frauenklinik
Mit ihrer Studienrecherche und der Publikation des umfassenden Wissensüberblickes zum Thema Endometriose und Ernährung leistet die Frauenklinik eine wichtige Basis für weiterführende Forschungsarbeiten sowie für Richtlinien für die medizinische Praxis. Die Publikation wurde deshalb vom Springer Verlag für 2021 als «Most Popular Review Article in Clinical Sciences im Bereich Reproductive Sciences» ausgezeichnet.
Möchten Sie mehr über die verschiedenen Behandlungsoptionen bei Endometriose erfahren?
Treffen Sie sich mit unseren Fachexpertinnen und –experten des Endometriosezentrums, der Patientinnenorganisation EndoHelp oder anderen betroffenen Frauen
Endomotion
10. März 16.00 – 19.00 Waisenhausplatz Bern
Oder besuchen Sie die Webseite endometriose.ch mit weiterführenden Informationen, Angeboten für Workshops oder Kontaktdaten.
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Effectiveness of Dietary Interventions in the Treatment of Endometriosis: a Systematic Review, DOI: 10.1007/s43032-020-00418-w)