Gemeinsame Studie aus Bern und Tübingen zur endovaskulären Behandlung von Aortenbogenaneurysmen

Die Verwendung massgeschneiderter Aortenbogen-Endoprothesen (Relay®-Stentgrafts) wies bei 32 Patientinnen und Patienten einen hohen technischen Erfolg und niedrige perioperative Komplikationsraten auf.

Die Reparatur von Aneurysmen des Aortenbogens ist aufgrund ihrer anatomischen Komplexität herausfordernd. Der offene Aortenbogenersatz gilt bei geeigneten Patienten als Gold-Standard in der Therapie von Aortenbogenpathologien. Bei Patientinnen und Patienten jedoch, die für eine offene Operation zu krank sind, gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit, die Pathologie endovaskulär und minimal-invasiv auszuschalten.  Für diese endovaskulären Behandlungen wurden massgeschneiderte Gefässprothesen (Stentgrafts) mit Öffnungen für die wichtigen Seitenäste des Aortenbogens entwickelt. Diese aktuelle Studie bewertet die frühen und mittelfristigen Resultate nach Verwendung von massgeschneiderten Aortenbogen-Endoprothesen (Relay®-Stentgrafts) bei Patientinnen und Patienten mit einem Aneurysma des Aortenbogens.

Es handelt sich hierbei um eine Datenanalyse von Juli 2016 bis Juli 2023 an zwei «high-volume» Spitälern (Universitätsspital Bern und Universitätsklinikum Tübingen). Ausgewertet wurden Daten mit besonderem Fokus auf mögliche Komplikationen, die sowohl bei einer offenen wie auch bei einer endovaskulären Behandlung auftreten können: Perioperative Schlaganfälle, Todesfälle und Reinterventionen. Insgesamt wurden 35 Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 72 Jahren behandelt. Ein überwiegender Teil der Patienten war männlich.

In dieser Studie konnte in allen Fällen ein technischer Operationserfolg erzielt werden. Bei den meisten Eingriffen wurde mit der Gefässprothese der gesamte Aortenbogen abgedichtet (proximale Abdichtung in Zone 0). Schwerwiegende Undichtigkeiten oder mechanische Defekte der Gefässprothese (Endoleak Typ I oder III) oder Verletzungen der Aorta während der Prozedur (retrograde Typ-A-Dissektionen) konnten keine beobachtet werden. Es traten drei intraoperative Komplikationen auf, darunter zwei Verletzungen von Blutgefässen im Rahmen des Einführens der Gefässprothese durch die Leisten- und Beckenschlagader und eine vorübergehende Herzrhythmusstörung. Die durchschnittliche Operationsdauer betrug 270 Minuten. Todesfälle im Krankenhaus wurden keine beobachtet. Von den zwei Patienten, welche postoperativ einen Schlaganfall erlitten hatten, erholten sich beide vollständig innerhalb von 30 Tagen. Die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer betrug sieben Tage.

Zusammenfassend konnte die Studie zeigen, dass die Verwendung massgeschneiderter Aortenbogen-Endoprothesen (Relay®-Stentgrafts) einen hohen technischen Erfolg und niedrige perioperative Komplikationsraten aufwies. Dies lässt sich am ehesten dadurch erklären, dass die passgenaue Herstellung der Prothese für jeden einzelnen Patienten ausgedehnte Manipulation im Aortenbogen während der Operation deutlich verringert. Weitere Studien mit einer höheren Zahl von Patienten und längeren Nachbeobachtungszeiträumen sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Quelle: Dabravolskaite V, Makaloski V, Hakovirta H, Kotelis D, Schoenhoff FS, Lescan M. Evaluation of custom-made Relay® stent-grafts for aortic arch landing zones 0 and I: experience from two high-volume aortic centres. Eur J Cardiothorac Surg. 2024;66(1):ezae241. doi:10.1093/ejcts/ezae241

Links: Computertomographie (CT) einer Endoprothese im Aortenbogen. Rechts: Massgefertigte Aortenbogenprothese Relay®.