Ein Spitalbesuch ist für Kinder oft einschneidend und teils beängstigend. Als Gegensteuer haben die Kinderkliniken des Inselspitals seit dem Abschluss ihrer Sanierung den Notfall und die ambulanten Bereiche für Kinderchirurgie, Bildgebung und Lungenerkrankungen kinderfreundlich bemalen lassen. Die neue Wandbemalung thematisiert Spitalsituationen und positive Erlebnisse, regt zum Lächeln an und schafft eine die Behandlung unterstützende Atmosphäre. Realisiert wurde die Bemalung von der Stiftung Anouk, die Kindern und Erwachsenen in schweren Zeiten durch Kunst Trost spendet.
Entstanden ist die Zusammenarbeit auf Anregung einer Mitarbeiterin der Kinderkliniken. Sie hatte über die Stiftung gelesen und lancierte das Kunstprojekt auf der ambulanten Kinderchirurgie. «Mit ihren Bildern ist es den Künstlern gelungen, alle Altersgruppen anzusprechen», resümiert Judith Bütikofer, Leiterin Pflegedienst auf der Kinderchirurgie. «Die ganz Kleinen freuen sich über das Tierli, das sie in den Untersuchungsraum begleitet. Die Grossen amüsieren sich über das Faultier am Laptop oder haben Freude an den eher abstrakten graphischen Elementen.»
Meeresrauschen im Notfall
Nach der Kinderchirurgie entschied sich auch der Kindernotfall für die Bemalung. Dort wählte das Team das Leitmotiv «Meer». «Das Warten auf eine Behandlung wird durch die fröhlichen Zeichnungen weniger schlimm empfunden. Eine Künstlerin hat zudem bildlich passende Rätsel für die Kinder angefertigt, mit denen sie sich beschäftigen können», erklärt Franziska Hermann Marina, Leiterin Pflegedienst des Notfallzentrums für Kinder und Jugendliche. «Die Figuren unterstützen auch das pflegerische und ärztliche Personal, sich den Kindern anzunähern.»
Das Kunstprojekt wurden von beiden Seiten als positiv empfunden und konnte unkompliziert umgesetzt werden. «Die Zusammenarbeit mit den Teams am Inselspital war toll», sagt Vanessa von Richter von der Stiftung Anouk. «Wir wollen dem Spitalpersonal Bilder geben, die ihre Arbeit erleichtern. Weil wir wenig Material haben, können wir innerhalb von zwei Minuten aus dem Zimmer sein. Wir passen uns an und arbeiten auch abends oder am Wochenende.»
Die Giraffe machts vor
Auf der Kinderradiologie sorgten vor der Bemalung grosse medizinische Maschinen für Verunsicherung: «Wir wissen, dass für unsere kleinen Patientinnen und Patienten die Untersuchungssituationen häufig mit Ängsten verbunden ist», sagt Oberarzt Jürgen Gronau. «Das fängt schon im Wartezimmer an, wenn sich die Kinder vorstellen, was hinter der Tür des Untersuchungsraumes liegt.» Höhepunkt der Bemalung in der Radiologie ist eine Giraffe im Zimmer, die nach dem Trinken von Kontrastmittel von innen leuchtet. Sie macht die Kinder neugierig und animiert sie zum Mitmachen.
Die Bemalungen wurden finanziert durch verschiedene private Gönnerinnen und Gönner, Stiftungen sowie die institutionellen Gönner Sikkens und Vaudoise Versicherungen.
Kinderkliniken Bern
Die Kinderkliniken Bern sind eine der grössten kindermedizinischen Einrichtungen der Schweiz. Sie bestehen aus den Universitätskliniken für Kinderheilkunde und Kinderchirurgie sowie dem Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche. 2018 verzeichneten die Kinderkliniken 26 462 Notfallkonsultationen und 40 763 ambulante Besuche. 3050 Kinder wurden im OP-Zentrum operiert. Die Tagesklinik verzeichnete 1835 Konsultationen; 6421 stationäre Patientinnen und Patienten wurden betreut. Mit knapp 837 Mitarbeitenden stellen die Kinderkliniken während sieben Tagen die Woche an 365 Tagen die Versorgung erkrankter Kinder sicher. Sie bildeten im vergangenen Jahr 70 junge Ärztinnen und Ärzte in allen pädiatrischen Subspezialitäten aus. Zur Verbesserung der pädiatrischen Akutversorgung und Betreuung bei chronischen Erkrankungen engagieren sich die Kinderkliniken stark in der kindermedizinischen Forschung.