Klinische Studie liefert neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung bei wiederkehrenden Hirnblutungen

Eine europaweite Kollaboration im Rahmen von EURECA, unter der Leitung eines Forschungsteams der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital, untersuchte über 700 Patient:innen, die mehrere Hirnblutungen erlitten hatten. Die Studie zeigt, dass Rückfälle häufiger in der Nähe einer früheren Hirnblutung auftreten. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn diese Hirnblutungen kurz aufeinander folgen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass lokale Faktoren im Gewebe eine Rolle spielen und die Erforschung neuer Therapieansätze ermöglichen könnten. Die Studie wurde heute im JAMA Neurology Journal veröffentlicht.

Hirnblutungen machen etwa 15 % der Schlaganfälle aus, sind aber für etwa 50 % der schlaganfallbedingten Behinderungen und Todesfälle verantwortlich. Die meisten Hirnblutungen sind auf Erkrankungen der kleinen Hirngefässe zurückzuführen, welche mit zunehmenden Alter häufiger auftreten. Eine kleine Anzahl von Patient:innen erleidet sogar mehr als eine Hirnblutung in ihrem Leben. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind unbekannt, weshalb es bisher keine gezielte Therapie gibt, um dieses einschneidende Ereignis zu verhindern. Diese Studie, unter der Leitung von Dr. med. Martina Göldlin, PhD und Prof. Dr. med. David Seiffge von der Universitätsklinik für Neurologie, liefert Hinweise auf bislang unbekannte Mechanismen.

EURECA (EUropean REcurrent IntraCerebral Haemorrhage Alliance) ist eine internationale Kollaboration mit 14 involvierten Kohorten aus 20 Zentren. Dank der guten internationalen Zusammenarbeit ist es gelungen, eine auseichend grosse Anzahl an Patient:innen zu rekrutieren, um ein auf den ersten Blick seltenes Ereignis systematisch zu erforschen. Die Forschenden untersuchten über 700 Patient:innen, die alle mindestens zwei Hirnblutungen erlitten hatten. Dabei zeigte sich, dass eine nachfolgende Hirnblutung häufig in enger Nachbarschaft zu einer früher aufgetretenen liegt und dass diese Hirnblutungen in kürzeren zeitlichen Abständen aufeinander folgten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass neben der zugrundeliegenden Kleingefässerkrankung auch lokale Faktoren zur Entstehung von Hirnblutungen beitragen könnten. 

Einzigartig an diesem Projekt ist, dass mit Hilfe klinischer Daten neue Erkenntnisse über die Krankheitsmechanismen gewonnen werden konnten, die wiederum neue Forschungsansätze für die Grundlagen- und translationale Forschung ermöglichen.


Autor:innen

  • Dr. med. Martina Göldlin, PhD ist Neurologin und Postdoktorandin am Stroke Research Center Bern. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt der Erkrankung kleiner Hirngefässe (Mikroangiopathien), den daraus resultierenden Komplikationen, Schlaganfällen, Hirnblutungen und kognitiven Problemen sowie deren Prävention.
  • Prof. Dr. med. David Seiffge ist Leitender Arzt in der Stroke Unit und Stellvertretender Leiter des Stroke Center Bern an der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital sowie Leiter der Berner Forschungsgruppe für Hirnblutungen. Sein wissenschaftliches Interesse gilt den Ursachen von Hirnblutungen sowie dem Einsatz von Blutverdünnern und mechanischen Methoden zur Vorbeugung von Schlaganfällen.


Interview
Zu dieser Publikation wurde auch ein Interview veröffentlicht. Hier geht es zum Interview.
 

Publikation

Wiederholte Hirnblutungen können sowohl in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander (Bild a), als auch in unterschiedlichen Hirnregionen (Bild b) auftreten. Möglicherweise spielen hier lokale Prozesse eine wichtige Rolle.