Seit 2017 verleihen die Schweizerische Lungenstiftung und das Anatomische Institut der Universität Bern jährlich den mit 10 000 Franken dotierten Ewald-Weibel-Forschungspreis für ausgezeichnete Leistungen auf dem Forschungsgebiet «Lunge und Atmung». Dieses Förderinstrument wurde zu Ehren von Prof. em. Ewald R. Weibel (1929–2019) geschaffen, dem ehemaligen Rektor der Universität Bern sowie Direktor des Instituts für Anatomie. Die diesjährige Preisträgerin ist die Pneumologin Manuela Funke-Chambour. Die Auszeichnung würdigt Manuela Funke-Chambours Forschung im Bereich der Lungenfibrose, einer tödlich verlaufenden Krankheit. Bei einer fibrotischen Erkrankung der Lunge bildet sich überschüssiges Gewebe zwischen den Lungenbläschen und um die Blutgefässe. Das Innere der Lunge wird dadurch umstrukturiert und vernarbt. Diese Vernarbung erschwert die Hauptfunktionen der Lunge – etwa die Sauerstoffaufnahme – zunehmend.
Manuela Funke-Chambour studierte und promovierte in Bonn. Für ihre erste Stelle als Assistenzärztin zog sie in die Schweiz, wo sie von 2001 bis 2005 am Universitätsspital Lausanne (CHUV) arbeitete. 2006 begann sie ihre Tätigkeit an der Universitätsklinik für Pneumologie und Allergologie am Inselspital, Universitätsspital Bern. Ihre Forschungstätigkeit im Bereich Lungenfibrose führte sie von 2007 bis 2011 in die USA an das Massachusetts General Hospital und an die Harvard Medical School in Boston. Zurück am Inselspital engagierte sich Manuela Funke-Chambour weiterhin stark für die Forschung und übernahm gleichzeitig Führungs- und Administrationsaufgaben. Seit 2022 ist sie assoziierte Professorin für Pneumologie am Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Chefärztin an der Universitätsklinik für Pneumologie und Allergologie am Inselspital, Universitätsspital Bern.
Pionierin in der Erforschung der Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion
Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie untersucht Manuela Funke-Chambour Langzeitfolgen der Coronavirus-Infektion auf die Lunge. In diesem Zusammenhang initiierte die Ärztin die erste schweizweite Studie zur Langzeitentwicklung der Lunge nach Covid-19: «Prospective Observational Cohort Study to Investigate Long-term Pulmonary and Extrapulmonary Effects of COVID-19». Damit konnte beispielsweise früh aufgezeigt werden, dass bei einem schweren Krankheitsverlauf mit Lungenentzündung die Lunge stark vernarben kann. Manuela Funke-Chambour brachte Forschungsarbeiten ins Rollen, deren Ergebnisse die Nachbehandlung von Covid-19-Erkrankten wesentlich formten. Mit ihren Empfehlungen zur pneumologischen Betreuung von Patientinnen und Patienten nach einer COVID-19-Infektion, die Manuela Funke-Chambour im Namen der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie verfasste, und mit dem Aufbau der Long-Covid-19-Sprechstunde am Inselspital leistete sie ebenfalls Pionierarbeit.
Wegweisende Forschung zu Gewebeveränderungen der Lunge
Manuela Funke-Chambours herausragende wissenschaftliche Arbeiten über die Entstehung, Diagnostik und Therapie veränderten Lungengewebes stossen in Forschung und Öffentlichkeit auf grosses Interesse. Zusammen mit ihrem Forschungsteam entwickelt sie verbesserte Modelle zur Erforschung der Lungenfibrose, an denen klinisch relevante Fragestellungen untersucht werden. Dazu gehören zum Beispiel der Einfluss von Infekten auf die Beschleunigung der Entstehung von Verwachsungen. Neben dem Aufbau eines nationalen Lungenfibrose-Registers koordiniert die Ärztin verschiedene lokale und nationale Forschungsstudien.
Am Mittwoch, 12. Oktober 2022, präsentiert die Preisträgerin ihre Forschungsarbeit im Rahmen der Preisverleihung. Vortrag und Verleihung finden um 17.00 Uhr im Auditorium Ewald Weibel, Institut für Anatomie der Universität Bern, Bühlstrasse 26, 3012 Bern statt.