In der Telenotfallmedizin kommen bei der Diagnostik und Therapie elektronische Medien zum Einsatz, wie beispielsweise mobile Kommunikations- und Übertragungssysteme, mit denen unter anderem mittels Videokamera Daten auch über grosse Distenzen übermittelt werden können. Sie wird deshalb auch als «eNotfallmedizin» bezeichnet und gilt als ein wichtiges Medizinmodell der Zukunft. Damit sollen Notfallpatientinnen und -patienten schneller und sicherer behandelt werden können. Mit modernen Technologien hilft sie, Lücken bei der medizinischen Abdeckung im In- und Ausland zu schliessen sowie Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrem Standort rund um die Uhr zu betreuen.
«Die eNotfallmedizin wird Ärztinnen und Ärzte, aber auch Pflegende über grosse Distanzen hinweg mit modernsten Verfahren unterstützen, zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz», sagt Aristomenis Exadaktylos, Leiter des Universitären Notfallzentrums (UNZ). Die vom TCS gestiftete Assistenzprofessur für Telenotfallmedizin wird am UNZ angesiedelt. Sie ist auf vier Jahre angelegt und wird jährlich mit 115‘000 Franken unterstützt.
Notfallmedizin für die Zukunft rüsten
Bei der durch den TCS ermöglichten Stiftungsprofessur in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und dem Inselspital, Universitätsspital Bern handelt es sich um die erste dieser Art im deutschsprachigen Europa. Mit ihrer akademischen Anbindung an eine Medizinische Fakultät und Einrichtung als Stiftungsprofessur gibt es sogar weltweit nur ganz wenige vergleichbare Professuren im Bereich der Telenotfallmedizin. Diese sind entweder technologisch ausgerichtet oder befassen sich nur am Rand mit Notfallmedizin.
Die Stiftungsprofessur für Telenotfallmedizin soll unter anderem die zukünftigen Generationen von Ärztinnen und Ärzten in diesem zunehmend wichtigen Bereich aus- und weiterbilden sowie ihnen modernste technologische Lösungen zur Seite stellen. Die Stiftungsprofessur hat zudem zum Ziel, Forschung zur «Best practice» in der eNotfallmedizin zu betreiben – das heisst herauszufinden, in welchen Fällen eNotfallmedizin sinnvoll eingesetzt werden kann und in welchen nicht. Sie soll dabei das persönliche «Kümmern» im Verhältnis von Ärztinnen und Ärzten zu Patientinnen und Patienten unterstützen, nicht ersetzen.
«Wir freuen uns, mit der Stiftungsprofessur den Medizinalstandort Bern weiter zu stärken – und die Notfallmedizin mit neuesten Technologien für die Zukunft zu rüsten», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern.
Mangel an Notfallmedizinnerinnen und -medizinern auffangen
Zwischen dem Universitären Notfallzentrum und dem TCS besteht schon seit längerem eine Zusammenarbeit. Der TCS verfügt über langjährige Erfahrung in der Assistance und ist der grösste Mobilitätsclub in der Schweiz. Er betreibt seit Jahren erfolgreich eine telemedizinische Assistance für TCS-Mitglieder. Sechs TCS-Ärztinnen und -Ärzte führen so jährlich bereits rund 5‘000 medizinische Abklärungen durch.
«Aufgrund von erfolgreichen Kooperationen in der Vergangenheit hat sich der TCS entschlossen, die eNotfallmedizin in Bern zu unterstützen », sagt Philippe Klaus, Leiter der Personenassistance beim TCS. «Wir sind überzeugt, dass die Telenotfallmedizin in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen wird, denn die Gesellschaft wird immer mobiler und reiselustiger. Dennoch wollen Reisende nicht auf ihre medizinische Bezugsperson verzichten und weiterhin von der hohen Qualität der Schweizer Medizin profitieren.»
Mit der Unterstützung einer Professur für Telenotfallmedizin soll auch dem zunehmenden Engpass in der Schweizer Notfallversorgung entgegengewirkt werden, der sich wegen der immer älter werdenden Bevölkerung und dem Ärztemangel verschärft.
Die Stiftungsprofessur wird national und international ausgeschrieben, eine Besetzung ist gemäss UNZ und TCS Anfang 2020 zu erwarten.