In den letzten Wochen wurde der assistierte Suizid in den Medien in der Schweiz intensiv thematisiert. Die Schweiz ist weltweit bekannt als Land, in welchem dies gemäss Artikel 115 des Strafgesetzbuches erlaubt ist. «Doch assistierter Suizid ist nicht die Antwort auf Palliative-Care-Bedürfnisse in unserer Gesellschaft», erklärte Mathias Egger, der Präsident des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) bei seiner Ansprache zum 10. Weltforschungskongress in Palliative Care im Kursaal Bern vor 1 100 Forscherinnen und Forschern aus über 60 Ländern. Denn schätzungsweise rund 30 Millionen Menschen weltweit benötigen heute Palliative Care und nur die wenigsten davon erhalten eine adäquate Betreuung. Mitorganisiert wurde der Grossanlass vom Universitären Zentrum für Palliative Care des Inselspitals unter der Leitung von Prof. Dr. Steffen Eychmüller.
Lebensende hat wenig Priorität
Das Thema Lebensende wurde sowohl in der Medizin wie auch in der Gesellschaft lange vernachlässigt. Dies zeigt sich daran, dass die Forschung in diesem Bereich sehr spät Fuss fasste – etwa gegen Ende des letzten Jahrhunderts. In der Schweiz gibt es zurzeit lediglich zwei Lehrstühle in Palliative Care – einer davon ist in Bern. Ein weiterer soll demnächst in Zürich aufgebaut werden.
Interdisziplinarität der Forschung ist zentral
Am Forschungskongress wurde darüber diskutiert, wie das Thema Lebensende in unserer Gesellschaft enttabuisiert und der Zugang für Betroffene zu palliativer Betreuung gewährleistet werden kann. Obwohl das Angebot an Palliative Care mit dem Bruttoinlandprodukt eines Landes korreliere, sei die Qualität des Sterbens in der Schweiz nicht so hoch, wie sie sein sollte, meinte Mathias Egger. Aus diesem Grund sei Forschung in diesem Bereich sehr wichtig, um zu zeigen, wo die sozialen und ökonomischen Herausforderungen liegen. Dabei ist der interdisziplinäre Forschungsansatz zentral: Es geht um viel mehr als nur um medizinische Aspekte. Ebenso wichtig sind kulturelle und soziale Faktoren sowie das ganze Netzwerk, in welchem betroffene Patientinnen und Patienten leben.