Die steigende Zahl betagter Patienten/-innen in der Orthopädie und Traumatologie bringt neue Herausforderungen für die Behandlung. Das Fachgebiet der Orthogeriatrie braucht mehr Beachtung. Nötig sind ein stärkeres Bewusstsein und neue Ansätze für die Behandlung und Rehabilitation von Betagten. Interdisziplinär und interprofessionell. Der «1st Swiss Orthogeriartrics Day» leistet hier einen wichtigen Beitrag. Er rückt Alterstraumatologie, Orthogeriatrie und Rehabilitation ins Blickfeld – zum ersten Mal in Bern.
Ein veränderter, geschärfter Blick ist aus mehreren Gründen notwendig:
- Knochenbrüche bei älteren Menschen sind herausfordernd
Knochenbrüche bei betagten Patienten/-innen zu behandeln, ist besonders anspruchsvoll. PD Dr. med. Johannes Bastian ist als Hüft- und Beckenchirurg auf die operative Behandlung älterer Menschen spezialisiert. Er sagt: «Ältere Menschen zeigen neuartige Bruchformen, die zudem möglichst schonend operiert werden müssen. Auch sehen wir bedingt durch die Alterung der Gesellschaft immer häufiger Knochenbrüche, wenn künstliche Gelenke vorgängig implantiert wurden, besonders an der Hüfte. Hier sind Kenntnisse aus der Unfallchirurgie und Prothetik gefordert.» - Knochenbrüche haben bei älteren Menschen dramatische Folgen
Ein Knochenbruch kann für die bereits fragile Gesundheit der älteren Menschen dramatische Folgen haben. Viele ältere Patienten/-innen leiden nebst dem chirurgischen Problem an weiteren Erkrankungen. Bei der Behandlung sind diese sogenannten Komorbiditäten zu beachten, wobei die Chirurgen/-innen angewiesen sind auf die Expertise anderer Fachdisziplinen. - Osteoporose
Bei Frauen ab 60 Jahren nimmt das Risiko an Osteoporose zu erkranken stetig zu. Osteoporose betrifft ab dem 60. Lebensjahr jede fünfte Frau, ab dem 80. Lebensjahr jede zweite Frau. Dabei besteht die Gefahr einer «Osteoporose-Karriere». Abhängig vom Alter erleiden die Frauen an einer unterschiedlichen Stelle des Körpers einen Bruch. Zuerst kommt es häufig zu Brüchen am Handgelenk, dann an den Wirbelkörpern und im hohen Alter am Hüftgelenk und Becken. - Stürze sind eine der häufigsten Unfallursachen
Das Risiko zu stürzen, nimmt bis zum 90. Lebensjahr um das Vierfache zu. Dabei ist der Sturz aus dem Stand heraus eine der häufigsten Unfallursachen, oft aufgrund einer unbemerkten Gangunsicherheit. Was bei jüngeren Menschen aufgrund eines Unfalls stattfindet, passiert bei älteren Personen oft ohne Fremdeinwirkung.
Reha beginnt beim Spitaleintritt
Eine optimale Behandlung der älteren Patientinnen und Patienten erfolgt entlang von standardisierten, orthogeriatrischen Behandlungspfaden. Alle beteiligten Fachbereiche arbeiten eng zusammen - Chirurgie, Orthopädie, Geriatrie (Altersmedizin), Pflege, Physio- bzw. Ergotherapie, Ernährungsberatung und die sozialen Dienste. Der Grundgedanke lautet: Die Rehabilitation beginnt bereits beim Spitaleintritt. Es gilt unter anderem, die Selbständigkeit und Mobilität bestmöglich zu erhalten. Für einen nachhaltigen Behandlungserfolg ist der interdisziplinäre und interprofessionelle Ansatz entscheidend. Johannes Bastian: «Der 1st Orthogeriatrics Day, das erste Berner Orthogeriatrie Symposium, gibt wichtige Impulse für eine bessere Behandlung der Patienten/-innen und hat hoffentlich Signalwirkung.»
1st Swiss Orthogeriatric Day
Am Symposium diskutieren Fachleute aller behandelnden Berufsgruppen aktuelle klinische Herausforderungen und wissenschaftliche Fragestellungen. Das Programm bietet fachliche Beiträge aus verschiedenen Zentren in der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz sowie ein Gastreferat aus Deutschland. Initiiert wurde der 1st Swiss Orthogeriatric Day vom Orthogeriatric Research Center, einer interdisziplinären und interprofessionellen Forschungsgruppe unter der Leitung von PD Dr. med. Johannes Bastian und Prof. Dr. med. Andreas Stuck, Klinikdirektor und Chefarzt, Geriatrische Universitätsklinik am Inselspital. Sie sind Gastgeber des Symposiums.