Studie Schilddrüsen-Unterfunktion

Die Standard-Therapie bei Unterfunktion der Schilddrüse sind Tabletten, welche das Schilddrüsenhormon ersetzen. Die Ergebnisse der bisher grössten Studie zum Thema, welche heute im New England Journal of Medicine veröffentlicht werden, stellen diese Praxis nun aber infrage.

Eine leichte Unterfunktion der Schilddrüse (subklinische Hypothyreose) ist im Alter häufig. Etwa eine von 10 älteren Personen ist davon betroffen. Laut aktuellen Richtlinien qualifizieren neun von zehn Frauen mit dieser Diagnose für eine Therapie mit Schilddrüsenhormon-Tabletten (typischerweise Levothyroxin). Die grosse fünfjährige EU-Studie TRUST zeigt nun aber, dass diese sehr verbreitete Behandlung Patientinnen und Patienten keinen offensichtlichen Nutzen bringt und demzufolge die bisherigen Behandlungsrichtlinien revidiert werden müssen.

Grösste europäische klinische Studie für Schilddrüsen-Unterfunktion
Ein Forscherteam aus europäischen Universitäten begleitete 737 ältere Personen mit leichter Unterfunktion der Schilddrüse, um herauszufinden, ob Levothyroxin einen klinischen Nutzen bringt. In der Studie erhielt die Hälfte der  ältere Personen über zwei Jahre ein Placebo, die andere Hälfte Levothyroxin. Die Studie zeigte, dass die Tabletten zwar die normale Schilddrüsen-Funktion wiederherstellten, die Symptome aber nicht verbesserten. Weiter konnten weder eine Verbesserung der Muskelkraft, noch ein verbessertes Denkvermögen oder eine positive Auswirkung auf Gewicht oder Blutdruck festgestellt werden.

Kein lohnenswerter Nutzen durch Levothyroxin
Prof. Dr.med. Nicolas Rodondi vom Inselspital, Universitätsspital Bern, und Universität Bern, leitete die Studie in der Schweiz. Er kommt zum Schluss: "[...] In unserer Studie, welche fünfmal grösser ist als vorherige Studien zu diesem Thema, konnten wir zeigen, dass die Therapie keinen offensichtlichen Nutzen für diese älteren Personen bringt und daher nicht mehr für diese Situation verschrieben werden sollte.“ 

 

Studienlink: New England Journal of Medicine