Die Telenotfallmedizin, auch «eNotfallmedizin», gilt als wichtiges Medizinmodell der Zukunft. Sie integriert bei der Diagnostik und Therapie von Notfallpatientinnen und -patienten elektronische Hilfsmittel wie beispielsweise mobile Kommunikations- und Übertragungssysteme, mit denen unter anderem mittels Videokamera Daten auch über grosse Distanzen übermittelt werden können. Damit sollen Notfallpatientinnen und -patienten schneller und sicherer behandelt werden können. Mit modernen Technologien hilft sie, Lücken bei der medizinischen Abdeckung im In- und Ausland zu schliessen sowie Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrem Standort rund um die Uhr zu betreuen.
2019 wurde an der Universität Bern die vom TCS gestiftete Assistenzprofessur für Telenotfallmedizin errichtet. Sie ist am Universitären Notfallzentrum UNZ am Inselspital, Universitätsspital Bern, angesiedelt und auf vier Jahre angelegt. Nun wurde die Professur besetzt – die Universitätsleitung hat Thomas Sauter per 1. Dezember 2020 zum Assistenzprofessor für Telenotfallmedizin gewählt.
Experte mit grosser Erfahrung in der Digitalisierung
Thomas Sauter ist seit 2018 Leiter Bildung, eHealth und Telenotfallmedizin am Universitären Notfallzentrum des Inselspitals, Universitätsspital Bern und habilitierte sich 2019 an der Universität Bern in Notfallmedizin. Er engagiert sich in der innovativen Lehre für Medizinstudierende in der Notfallmedizin und trieb das Thema Digitalisierung in der Notfallmedizin in diversen nationalen und internationalen Gremien voran. Seine Forschungsschwerpunkte sind Digitale Triage und Entscheidungsfindung, Virtual Reality in Klinik und Ausbildung sowie Anwendungsforschung zu Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Akutmedizin. «Mit Thomas Sauter berufen wir einen erfahrenen und sehr innovativen Forscher und Dozenten», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. «Er trieb die Weiterentwicklung der Notfallmedizin nicht nur in Bern am UNZ, sondern in der ganzen Schweiz voran und hat sich in der Ausbildung im Bereich Telenotfallmedizin sehr hervorgetan.»
Notfallmedizin für die Zukunft rüsten
Bei der durch den TCS ermöglichten Stiftungsprofessur in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und dem Universitären Notfallzentrum am Inselspital handelt es sich um die erste dieser Art im deutschsprachigen Raum. Sie soll unter anderem die zukünftigen Generationen von Ärztinnen und Ärzten in diesem zunehmend wichtigen Bereich aus- und weiterbilden sowie ihnen modernste technologische Lösungen zur Seite stellen. Mit ihrer akademischen Anbindung an eine Medizinische Fakultät und Einrichtung als Stiftungsprofessur gibt es weltweit nur ganz wenige vergleichbare Professuren im Bereich der Telenotfallmedizin. Einzigartig ist auch die Zusammenabeit der Berner Telenotfallmedizin mit dem kürzlich gegründeten CAIM (Center for Artificial Intelligence in Medicine) der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern.
TCS Generaldirektor Jürg Wittwer ist überzeugt, dass mit der Besetzung der Stiftungsprofessur nun die idealen Rahmenbedingungen geschaffen sind, um in diesem wichtigen, zukunftsträchtigen Bereich der medizinischen Beratung grosse Fortschritte zu erzielen: «Wir freuen uns, die Telenotfallmedizin in Bern weiter zu stärken, damit sie Studierenden die beste Aus- und Weiterbildung sowie modernste technologische Lösungen anbieten kann. Im Endeffekt profitiert die Allgemeinheit von dieser Pionierarbeit, die hier geleistet wird.» Mit der Unterstützung einer Professur für Telenotfallmedizin soll auch dem zunehmenden Engpass in der Schweizer Notfallversorgung entgegengewirkt werden, der sich wegen der immer älter werdenden Bevölkerung und dem Ärztemangel verschärft. Der TCS betreibt seit Jahren erfolgreich eine telemedizinische Assistance für TCS-Mitglieder. Sechs TCS-Ärztinnen und -Ärzte führen so jährlich bereits rund 5‘000 medizinische Abklärungen durch.
Mit der Stiftungsprofessur soll auch Forschung zur «Best practice» in der eNotfallmedizin betrieben werden, sagt Aris Exadaktylos, Leiter des UNZ: «Das heisst herauszufinden, in welchen Fällen eNotfallmedizin sinnvoll eingesetzt werden kann und in welchen nicht. Sie soll dabei das persönliche «Kümmern» im Verhältnis von Ärztinnen und Ärzten zu Patientinnen und Patienten unterstützen, nicht ersetzen – und Thomas Sauter geht mit seiner Forschung genau darauf ein.»
Über Thomas Sauter
Thomas Sauter begann seine Ausbildung an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, Deutschland, und führte diese in verschiedenen Spitälern in Bern und Solothurn fort. 2012 kam er als Oberarzt an das Universitäre Notfallzentrum des Inselspitals und war nach einem Jahr wissenschaftlicher Arbeit an der Charité in Berlin als Oberarzt am UNZ tätig. Neben seiner Arbeit am Inselspital erlangte er einen Masterabschluss in Medizinischer Ausbildung der Universität Bern und der University of Illinois at Chicago. 2017 wurde er mit dem SIWF Award für besonderes Engagement in der ärztlichen Weiterbildung ausgezeichnet. 2018 wurde er zum Leiter Bildung, eHealth und Telenotfallmedizin ernannt und habilitierte sich 2019 an der Universität Bern in Notfallmedizin. Thomas Sauter engagiert sich in der innovativen Lehre für Medizinstudierende in der Notfallmedizin, unter anderem mit Virtual Reality Simulationstrainings, und trieb das Thema Digitalisierung in der Notfallmedizin in diversen nationalen und internationalen Gremien voran. So ist er Gründer und Vorsitzender der Arbeitsgruppen Digitalisierung der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin (EUSEM) und Schweizer Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (SGNOR sowie Gründer und Kongresspräsident des Schweizer Kongresses für Telenotfallmedizin und eHealth. Neben der ärztlichen Bildung engagiert sich Thomas Sauter in der interprofessionellen Ausbildung der Rettungssanitäter, beim Schweizer Militär sowie in der Pflegeausbildung. Seine Forschungsschwerpunkte im noch jungen Feld der Telenotfallmedizin sind Digitale Triage und Entscheidungsfindung, Virtual Reality in Klinik und Ausbildung sowie Anwendungsforschung zu Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Akutmedizin.
Experten:
Prof. Dr. med. Aris Exadaktylos
Direktor Universitäres Notfallzentrum, Inselspital, Universitätsspital Bern, und Universität Bern
Prof. Dr. med. Thomas Sauter
Stiftungsprofessor für Telenotfallmedizin,
Universitäres Notfallzentrum, Inselspital, Universitätsspital Bern, und Universität Bern
Kontakt:
Insel Gruppe Kommunikation, Medienstelle: kommunikation@insel.ch, +41 31 632 79 25
Daniel Graf, Mediensprecher TCS
Tel. 41 58 827 34 41 / daniel.graf@tcs.ch