Wer unter chronischem Nierenversagen leidet, verbringt viel Zeit bei der Dialyse. Patientinnen und Patienten aus der Region Gürbe- und Aaretal können ihre Therapie an drei Tagen die Woche auf den Dialysestationen im Spital und Altersheim Belp durchführen, solche aus dem Seeland im Spital Aarberg.
Jobrotation
Betreut werden die Dialysepatientinnen und -patienten in Aarberg und Belp von Pflegefachpersonen und von einer Oberärztin oder einem leitenden Arzt der Universitätsklinik für Nephrologie des Inselspitals. Die meisten Pflegefachpersonen arbeiten in Rotation im Inselspital und an ein bis zwei Tagen in der Woche in einem der Landspitäler. Ursula Dietrich, die Fachbereichsleiterin Pflege an der Universitätsklinik für Nephrologie des Inselspitals, erklärt den Unterschied zwischen den Landspitälern und dem Universitätsspital so: «Die Einsätze in den Landspitälern sind ruhiger, weil nebenbei kein Akutbetrieb läuft. Dafür sind die Dienste länger. Die langen Einsatzzeiten werden durch zusätzliche Frei-Tage kompensiert.» In den Dialysestationen in Aarberg und Belp betreut eine Pflegefachperson mehr Patientinnen oder Patienten gleichzeitig als im Inselspital. Chronisch Nierenkranke wissen genau, wie eine Dialyse abläuft und brauchen weniger Betreuung. Dafür kennt man sich mit der Zeit. Diese Nähe zu den Patientinnen und Patienten geniesst Jelka Wilhelm, die Stationsleiterin der Dialysestation in Aarberg. Sie schätzt auch den im Gegensatz zum Inselspital familiäreren Betrieb sowie den kurzen Arbeitsweg. Auf der anderen Seite ist sie froh, «mit der Mutterstation am Inselspital verbunden zu sein. Nur in Aarberg zu arbeiten, wäre mir auf Dauer zu einsam. Ich brauche auch den Austausch mit meinen Kolleginnen in der Insel.»
Auch Daniela Herms, Leiterin der Dialysestation in Belp, findet die Einsätze auf den Aussenstationen spannend: «Hier in Belp müssen wir Unvorhergesehenes selber regeln. Es kann vorkommen, dass wir Patientinnen oder Patienten, die in sehr schlechtem Zustand zu uns kommen, notfallmässig ins Inselspital einweisen müssen.» Zur Verbesserung der Koordination tragen alle betreuten Dialysepatientinnen- und -patienten ein Kommunikationsheft mit sich. Die dort eingetragenen Änderungen, zum Beispiel in der Medikation oder bei den Essensvorschriften, werden von den Betreuungspersonen abgezeichnet. «Die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft und der Pflege in Belp ist stetig besser geworden. Begründete und erklärte Anweisungen werden akzeptiert, auch wenn sie einmal in gewohnte Behandlungsabläufe eingreifen.»
Hohe Auslastung in Aarberg und Belp
Die Patientinnen und Patienten schätzen die Nähe und Vertrautheit der Dialysestationen Aarberg und Belp. Sie verfügen über einen eigenen Parkplatz direkt vor dem Haus und können bei Bedarf auf die Infrastruktur des Universitätsspitals zurückgreifen. Zusätzlich zu den Pflegefachpersonen ist immer auch eine leitende Ärztin oder ein Oberarzt aus dem Inselspital vor Ort. Die vollen Wartelisten legen einen Ausbau des Angebots nahe. Zusätzliche Tage können aber nur mit zusätzlichem Personal angeboten werden, denn die Planung der Ausseneinsätze sind herausfordernd, zumal die Stationen gleichzeitig geöffnet haben. Neues Fachpersonal auszubilden, dauert zudem zwei Jahre. Neben den Einsätzen in den Aussenstationen muss in dieser Zeit auch ein Praktikum im Akutsaal sowie auf der Intensivstation absolviert und ein 16 tägiger Dialyse-Grundkurs besucht werden. Schon bei der Eröffnung der Dialysestation in Belp war angedacht, dass die Geriatrischen Reha-Station des Spital Belp auch Dialysepatienten aufnimmt, damit diese von der «hauseigenen Dialyse» profitieren können. Viele Dialysepatientinnen und -patienten, die heute eine Rehabilitation absolvieren müssen, werden im Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi behandelt. Dort müssen sie Rehabilitation dreimal pro Woche unterbrechen, um nach Thun zur Dialyse zu fahren. «Das ist viel Wegzeit auf Kosten des Reha-Programms», bedauert Ursula Dietrich. «Es wäre es effizienter, die Rehabilitation in Belp machen zu können, wo eine Dialysestation im gleichen Haus verfügbar ist.»
VITA 01/20
Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital Aarberg aufliegt und auch online verfügbar ist.