«Es war faszinierend zu sehen, wie schnell wir alles aufgleisen konnten, wie gross die Bereitschaft und die Flexibilität aller Mitarbeitenden war und mit welcher Professionalität und Ruhe wir diese Herausforderung angehen konnten», erzählt Anke Rüdiger, Fachbereichsleiterin Pflege des Spitals Tiefenau. Die Coronakrise hat nicht nur gezeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung auf ein sehr gutes Gesundheitssystem verlassen kann, sondern auch, dass das System genügend und gut ausgebildetes Pflegepersonal benötigt. «Es gehört zu unserem Beruf, dass wir professionell und kompetent, aber auch mit grosser Flexibilität den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht werden», erklärt Anke Rüdiger. Das bestätigt Beatrice Kammermann, Pflegeexpertin am Spital Tiefenau. Genau darin sieht sie den Kern des Pflegeberufes: «Der Pflegeberuf ist fordernd und man muss die Bereitschaft mitbringen, sich für Menschen einzusetzen. Gleichzeitig ist unsere Arbeit auch extrem vielseitig und bereichernd», erzählt sie von ihrer langjährigen Berufserfahrung.
Karrieremöglichkeiten nach persönlichen Stärken
Nicht nur der Berufsalltag, sondern auch die Karrieremöglichkeiten sind vielseitig. Beatrice Kammermann spricht vom Dreibein «Führung-Fachentwicklung-Bildung». Dieses Dreibein hat im Spital Tiefenau einen besonders hohen Stellenwert. Auf allen Ebenen und in allen Fachbereichen ist die enge Zusammenarbeit der drei Disziplinen etabliert. Für Beatrice Kammermann ist das eine grosse Stärke des Spitals, sowohl aus fachlich-organisatorischer Sicht wie auch darüber hinaus für die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Denn je nach persönlichen Stärken bieten die drei Disziplinen attraktive Karrieremöglichkeiten. Anke Rüdiger hat den Weg der «Führung» eingeschlagen. Als Fachbereichsleiterin betreut sie die Leitungen der Stationen, die insgesamt rund 100 Mitarbeitende zählen. Beatrice Kammermann hat sich für den «fachlichen» Karriereweg entschieden und ist heute Pflegeexpertin mit einer höheren Fachausbildung. «Pflegefachpersonen haben heute die Möglichkeit, ein Masterstudium zu absolvieren oder einen Doktortitel in Pflegewissenschaft zu erlangen», erzählt sie.
Beide sind sich einig, dass die Akademisierung den Pflegeberuf gestärkt hat. Pflegethemen werden intensiv erforscht, die Forschung ist international vernetzt und es wurden Strukturen geschaffen, die sicherstellen, dass neueste Erkenntnisse effizient den Patientinnen und Patienten zugutekommen. Gleichzeitig sehen jedoch beide die Gefahr, dass der hohe Kostendruck im Gesundheitswesen und mangelnde personelle Ressourcen einer qualitativ hochstehenden und patientenzentrierten Pflege zuwiderlaufen. «Das gilt für das ganze Gesundheitssystem. Für Universitätsspitäler gleichermassen wie für die Privatkliniken», präzisiert Anke Rüdiger. Beide Frauen wünschen sich, dass Gesellschaft und Politik die gesellschaftliche Relevanz der Pflegeberufe vermehrt wertschätzen und beide hoffen, dass die aktuelle Krise diesem Anliegen auch nachhaltig Nachdruck verleiht.
VITA 02/20
Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital Tiefenau aufliegt und auch online verfügbar ist.