Viele Wege führen in den Pflegeberuf. Eine klare Entscheidung, schon in der Berufswahlphase, war es bei Regula Pfäffli: «Mir war schon in der achten Klasse klar, dass ich in diese Richtung gehen will», erinnert sie sich. Über verschiedene Stationen fand dagegen Andrea Kirchen ihren Beruf und ihre Berufung als Hebamme: «Hebamme ist für mich der erfüllendste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Die Beziehung zu Frau und Kind und heute auch zu den Auszubildenden ist für mich zentral. » In einem Punkt sind sich beide einig: Sie haben ihre Wahl nie bereut.
Aus- und Weiterbildung auf Augenhöhe mit Kolleginnen und Kollegen
Alle Berufe im Spital haben sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Der Zuwachs an wissenschaftlichen Grundlagen und an Knowhow hat sie neu gestaltet. Er brachte die Erkenntnis, dass immer mehrere Disziplinen und Professionen zur Beurteilung und Behandlung eines konkreten Patienten zusammenarbeiten müssen. Teamarbeit von Pflege und Medizin wurde zum Normalfall.
Für die Pflegeberufe bedeute dies eine viel stärkere Abstützung auf Aus- und Weiterbildung, erklärt Andrea Kirchen: «Pflegefachleute wissen heute wesentlich mehr und können Entscheide aktiv mitgestalten». So könne es vorkommen, so Regula Pfäffli, dass aus medizinischer Sicht eine Rehabilitation in einer Institution in Betracht gezogen werde, während sich aufgrund von Gesprächen mit einem Patienten und der Beurteilung dessen persönlicher Situation eine Entlassung nach Hause als die therapeutisch bessere Lösung anbiete. «Wir können uns heute aktiv einbringen und evidenzbasierte Argumente anführen. » Das gebe das Gefühl der Sicherheit und Stärke die Profession der Pflege und der Hebamme, betont sie.
Fachkräftemangel und Wechsel
Der allgemeine Fachkräftemangel macht auch vor den Pflegeberufen nicht halt. Die Gesprächspartnerinnen sind sich einig, dass heute ein grösserer zeitlicher Druck auf den Pflegenden lastet. Das hat mit den zusätzlichen Aufgaben und den Sparmassnahmen in den Spitälern zu tun.
«In Aarberg haben wir wenig Abgänge aus den Pflegeberufen», sagt Andrea Kirchen, «meist handelt es sich um berufliche Weiterentwicklungen in die Führung, die Bildung, die Fachentwicklung oder in einen spezialisierten Fachbereich wie Hebamme, Anästhesie oder Intensivpflege. »
Die Zukunft: Profession stärken
«Das Erreichte vertiefen und die Profession Pflegeberuf noch weiter stärken» sieht Regula Pfäffli als eine der wichtigsten künftigen Aufgaben an. Mit Profession meint sie eine fachlich begründete Fähigkeit zu argumentieren und Lösungen zum Wohl der Patientin und des Patienten zu finden. Der Austausch auf Augenhöhe unter gleichwertigen Fachleuten gelinge heute viel besser als früher. Der gegenseitige Respekt und das Bewusstsein, dass man aufeinander angewiesen ist, sei gewachsen, betonen beide.
Auch technische Innovationen werden in Zukunft Teil des Pflegeberufes sein. «Wir diskutieren heute Anwendungen der Robotik in der Pflege» erläutert Regula Pfäffli, «wohin diese sich entwickelt, ist aber noch offen». Einig sind sich die beiden in einem Punkt: «Maschinen können zum Beispiel bestimmte Botengänge machen oder einfache Aufgaben übernehmen und die Sicherheit im Alltag erhöhen. Aber die Beziehung der Pflegenden zu Patientin und Patient ist und bleibt der Kern dieses Berufes».
Wer weiss, vielleicht gewinnen Pflegende damit in Zukunft auch wieder mehr Zeit für den therapeutisch so wichtigen Kontakt mit den Patientinnen und Patienten.
VITA 02/20
Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital Aarberg aufliegt und auch online verfügbar ist.