Für die Aktivierung der 45 Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims wie auch der 24 Patientinnen und Patienten in der Langzeitpflege spielt die Anbindung ans Dorf eine grosse Rolle. «Die Bewohner lieben den Kontakt! », sagt die seit 2016 verantwortliche Aktivierungstherapeutin Michèle Mongin. Institutionen wie der Frauenverein oder die Kirche seien extrem wichtig, weil viele Bewohnerinnen und Bewohner ihr Leben lang im Raum Belp, Toffen oder Kehrsatz daheim gewesen seien und sich damit verbunden fühlten. Und ohne den Einsatz der Freiwilligen, wie dem Frauenverein, wäre vieles bei der Aktivierung gar nicht möglich: zum Beispiel der jährliche Ganztagesausflug.
Den Kontakt nutzt Michèle Mongin für ihre Arbeit, zum Beispiel beim Altersnachmittag im Dorf. Die ausgebildete Sozialpädagogin und Fachfrau für Alltagsgestaltung und Aktivierung hat die Aufgabe, die Senioren zur Teilnahme zu motivieren: Ziel ist die Förderung und Erhaltung von vorhandenen Ressourcen und Interessen, um die Lebensfreude und -qualität älterer Menschen zu erhalten.
«Wir bestärken die Menschen darin, ihre gewohnten Tätigkeiten und ihre vorhandenen Ressourcen wieder aufzunehmen», so Michèle Mongin. Denn über den Körper erinnere man sich: Durch Alltagstätigkeiten wird den älteren, teils demenzkranken Menschen die Tür zur Erinnerung geöffnet – und sie kommen aus sich heraus. So wird wöchentlich gemeinsames Kochen angeboten, regelmässig gibt es Angebote zum Malen, Werken und Handarbeiten, Gedächtnistraining und gemeinsames Musizieren. Und der Garten mit den Hochbeeten werde rege bepflanzt, sagt Michèle Mongin. Sie kennt alle Bewohnerinnen und Bewohner und deren persönliche Geschichten, redet täglich mit ihnen und versucht, an die jeweiligen Lebensgeschichten anzuknüpfen: ein wichtiger Aspekt der Aktivierungstherapie.
Wie in jedem Altersheim, nimmt aufgrund des steigenden Alters der Bewohnerinnen und Bewohner bei Eintritt auch der Anteil der von Demenz betroffenen Bewohner zu. Helen Ritschard, Fachbereichsleiterin Langzeitpflege, erklärt, dass diese zwar auch an der Aktivierung teilnähmen, doch falle es ihnen schwer, regelmässig wiederkehrende Abläufe im Gedächtnis zu behalten. Ausserdem muss der Sicherheitsaspekt beachtet werden: «Einmal haben wir Erdbeeren aus Stoff gebastelt – die wurden abends wieder weggeräumt, damit sich niemand verletzt, wenn er hineinbeisst», lacht Michèle Mongin. Überhaupt müsse man einiges mit Humor nehmen: Die Aktivierung in Gruppen ist nicht konfliktfrei. So gibt es etwa beim Jassen Anlass, sich in die Haare zu geraten: «Wenn beispielsweise ein Spieler davon ausgeht, dass er die Regeln noch immer beherrscht …», meint Michèle Mongin mit einem Augenzwinkern.
VITA 03/19
Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital und Altersheim Belp aufliegt und auch online verfügbar ist.