Das Bronchialkarzinom ist die häufigste bösartige Erkrankung weltweit: 12 bis 25% aller bösartigen Tumore finden sich in der Lunge. Allein in der Schweiz gibt es jährlich circa 2800 Todesfälle – das sind mehr Personen, als an AIDS, harten Drogen, Alkohol, Verkehrsunfällen, Morden und Selbstmorden zusammen sterben. In 90 Prozent der Fälle ist Nikotingenuss die Ursache. Wer 20 Jahre lang ein Paket Zigaretten pro Tag geraucht hat, hat ein 60 Mal höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, als ein Nichtraucher. Noch sind Männer dreimal häufiger betroffen als Frauen, allerdings tritt Lungenkrebs zunehmend bei beiden Geschlechtern gleich häufig auf. Leider gibt es für Lungenkrebs keine sicheren Frühzeichen, Betroffene leiden nur selten an spezifischen Beschwerden. Zur Sicherheit sollte jeder Husten, der länger als drei Wochen anhält, durch den Hausarzt weiter abgeklärt werden.
Genaue Diagnostik entscheidend für Therapieerfolg
Mit einer genauen und verlässlichen Diagnostik kann ein effektiver Therapieplan entwickelt und umgesetzt werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Arten von diagnostischen Massnahmen – welches Verfahren zur Anwendung kommt, hängt vom konkreten Einzelfall ab.
- Funktionsprüfungen
Eine einfache Lungenfunktionsmessung (Spirometrie) kann schon der Hausarzt vornehmen. Genauere Ergebnisse werden mit einer sogenannten Ganzkörperplethysmographie erzielt. Hierbei wird die Lungenfunktion in einer luftdicht abgeschlossenen Glaskabine geprüft. - Bildgebende Verfahren
Um die Ergebnisse der Funktionsprüfungen zu verfeinern, gibt es eine Vielfalt an bildgebenden Verfahren, mit denen sich die Ursachen der Erkrankungen weiter abklären lassen. Angefangen bei der einfachen Röntgenaufnahme, über milimetergenaue Computertomographie (CT) zur schichtweisen Darstellung der Lungen- und Atemswegsstruktur via Magnetresonanztomographie (MRT) bis hin zu Schnittbildern aus der Positronen-Emission-Tomographie (PET). - Die Bronchoskopie
Mittels Spiegelung der Atemwege, der sogenannten Bronchoskopie, kann der untersuchende Arzt einerseits die Atem- und Lungenwege über das Endoskop ganz genau betrachten und dabei gleichzeitig Proben entnehmen, die im Labor genauer untersucht werden können. Mehr über den Ablauf einer Bronchoskopie erfahren Sie auf der Webseite der Universitätsklinik für Pneumologie
Am Race for Life vom 12. September 2021 können Sie am Stand des UCI – Das Tumorzentrum Bern am Modell eine virtuelle Bronchoskopie durchführen und sich von Fachpersonen vertieft über diese breit einsetzbare Untersuchungsmethode informieren lassen. Wer dabei gut aufpasst, kann sich mit dem erworbenen Wissen ein Eis der Gelateria di Berna verdienen.
Operative oder medikamentöse Therapie?
Die Therapie von Lungenkrebs sollte immer stadiengerecht erfolgen. Hierzu ist zunächst ein sogenanntes «staging» notwendig, bei dem mit den oben beschriebenen Diagnoseverfahren das genaue Ausmass der Erkrankung erfasst wird. Danach entscheidet ein interdisziplinäres Tumorboard über die Behandlungsempfehlung. Ein Tumorboard bringt Spezialisten aus den massgebenden Kliniken zusammen, die aus der gesamten Expertise eine Behandlungsempfehlung nach dem neusten Stand der Wissenschaft abgeben können. Ein früh entdeckter Lungenkrebs kann meist direkt operiert werden. Bei der Lungenresektion werden erkrankte Gewebeteile der Lunge operativ entfernt. Dies ist eine schwierige und aufwendige Operation, bei der die Atmung und Sauerstoffversorgung des Körpers aufrechterhalten werden muss. Die ausführlichen Voruntersuchungen sowie ein exakter Operationsplan und eine intensive Nachbetreuung der Patientinnen und Patienten sind von grosser Bedeutung. Bei fortgeschrittenen Stadien von Lungenkrebs kann eine Operation das Überleben der Patientinnen und Patienten meist nicht verbessern. Sie werden mit einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie behandelt. In mittleren Stadien, d.h. bei Befall der Lymphknoten im Mittelfell oder an der Lungenwurzel, kommt meist eine Kombination von operativer Entfernung und Chemotherapie zum Einsatz.
Wie gross sind die Chancen auf Heilung?
Die Heilungschancen bei Lungenkrebs sind leider nicht so gut wie bei anderen Krebsarten. Im frühsten Stadium des nicht-kleinzelligen Lungentumors liegen sie bei knapp 70 Prozent. Wenn die Krankheit fortschreitet, wenn also die Tumoren grösser werden oder Lungenfell, Hauptbronchus oder Phrenicusnerv befallen oder wenn die Lunge einfällt oder sich entzündet, sinkt die Chance auf ein symptomfreies Überleben markant von 64 Prozent im zweiten bis auf 38 Prozent im dritten Stadium. Sobald der Krebs sich in der Lunge selbst oder auf andere Organe ausbreitet (Stadium 4), überleben weniger als ein Viertel der Betroffenen.