Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Menschen von entscheidender Bedeutung und wirken sich sowohl auf das körperliche Wohlbefinden als auch auf die Psyche und die soziale Entwicklung aus. Leider sind etwa 15-20 Prozent der Mütter von perinatalen psychischen Erkrankungen betroffen, was ihre Fähigkeit, sich um ihr Neugeborenes zu kümmern, beeinträchtigen kann.
In einem Interview mit der Zeitschrift «spectra» berichtet Lena Sutter, Leitende Pflege- und Hebammenexpertin und Advanced Practice Midwife (APM) am Inselspital Bern, wie in der Frauenklinik dem entgegengewirkt wird und so belasteten Familien frühzeitig Unterstützung angeboten werden kann.
Es werden systematische Screenings durchgeführt, bei denen den Frauen zwei einfache Fragen gestellt werden: 1. ob sie sich im letzten Monat oft niedergeschlagen, traurig, deprimiert oder hoffnungslos gefühlt haben, und 2. ob sie im letzten Monat deutlich weniger Spass und Freude an Dingen hatten, die sie normalerweise gerne tun. Wenn eine dieser Fragen positiv beantwortet wird, wird der EPDS-Fragebogen (Edinburgh Postnatal Depression Scale) verwendet. So können weitere Massnahmen ergriffen werden, zum Beispiel Gespräche mit einer Psychiaterin.
Die frühzeitige Erkennung von belasteten Familien während der Schwangerschaft ermöglicht eine gezielte Planung der Unterstützung in kritischen Situationen. Dazu gehören der Aufbau eines Helfernetzwerks, die Erstellung eines Notfallplans mit entsprechenden Angeboten, welcher aber auch persönliche Kontakte und Bewältigungsstrategien bereitstellt.