Sport und Bewegung bei Brustkrebs: Barrieren, Motivatoren und Strategien

Eine Studie zeigt die Bedeutung von strukturierten, professionell betreuten Bewegungsprogrammen für Brustkrebspatientinnen. Sie zeigt Strategien, mit denen Patientinnen Barrieren überwinden, und Motivatoren, die sie zur Bewegung anhalten.

Wissenschaftliche Studien zeigen: Bewegung und Sport haben für Krebspatientinnen und -patienten eine positive Wirkung auf die Lebensqualität, die körperliche Leistungsfähigkeit sowie gegen die Müdigkeit (Fatigue). Häufig werden die empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität von Krebs-Überlebenden jedoch nicht erfüllt. Eine Studie zeigte nun einerseits eine Reihe von hinderlichen und erleichternden Faktoren – Barrieren und Motivatoren –, die die langfristige körperliche Aktivität von Brustkrebspatientinnen beeinflussen. Zudem wurden Strategien erfragt, mit denen Patientinnen die Hindernisse zu überwinden versuchten.

Die Studie verglich zwei Arten von Trainings: Hier das betreute, zentrumsbasierte Training im Rahmen eines kardio-onkologischen Rehabilitationsprogramms, dort das unbeaufsichtigte Training zu Hause. Bei letzterem fand die Studie mehr hinderliche Faktoren (Barrieren) als beim beaufsichtigten Training in einem Zentrum.

Die Patientinnen nannten insbesondere psychologische Barrieren wie die fehlende Motivation oder Selbstdisziplin, die fehlende Zeit und die fehlenden Begleitpersonen. «Aber auch die Müdigkeit und das schlechte Wetter waren Gründe, weshalb jemand zu Hause nicht trainierte», sagt Erstautorin und PhD-Studentin Caroline Schneider von der Universitätsklinik für Kardiologie, Zentrum für präventive Kardiologie und Sportmedizin des Inselspitals Bern. Als zentraler Motivator für das zentrumsbasierte Training wurde die soziale Unterstützung in Form der erfahrenen Therapeut:innen und der Austausch mit anderen Krebsbetroffenen genannt.

Patientinnen versuchten die Barrieren mit unterschiedlichen und jeweils sehr individuellen Strategien zu überwinden. Die häufigsten waren das Vorausplanen eines Trainings und das Schaffen einer Verbindlichkeit, indem sie sich etwa zum Sport verabredeten. Um die Müdigkeit zu überwinden, waren die häufigste Strategien, die Trainingseinheit zu kürzen oder mit geringerer Intensität zu trainieren.

Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von strukturierten, überwachten Bewegungsprogrammen für Brustkrebspatientinnen. «Patientinnen brauchen diese Programme, um eine Struktur in den Alltag einzubauen, damit körperliche Bewegung zur Routine wird», sagt Caroline Schneider. Die Programme würden zudem eine wichtige Rolle spielen in der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen, deren Risiko bei Brustkrebspatientinnen aufgrund der durchgeführten Krebstherapien (Chemo- und/oder Radiotherapie) leicht erhöht ist.

Trainingsgruppe Krebssportgruppe

Zusätzlich zum ambulanten 12-wöchigen Rehabilitationsprogramm bietet das Interdisziplinäre Zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin des Inselspitals eine professionell betreute Sporteinheit mit Kraft- und Ausdauertraining an. Die Krebssportgruppe trifft sich immer montags von 18.00 bis 19.30 Uhr im Haus 5, Stock G, und die Kosten belaufen sich auf 750 Franken pro Jahr. Interessierte sind für ein Schnuppertraining herzlich willkommen.

Anmeldung und weitere Informationen bei Caroline Schneider, Sportwissenschaftlerin, E-Mail oder Telefon 031 632 79 11

Publikationsangaben

Caroline Schneider, Sina Reimann, Julia Schmid, Jürg Bernhard, Manuela Rabaglio, Kristin L. Campbell, Matthias Wilhelm, Prisca Eser. Qualitative analysis of facilitators and barriers to centre- and home-based exercise training in breast cancer patients - a Swiss tertiary centre experience. Swiss Med Wkly. 2022;152:w30155, smw.ch/article/doi/smw.2022.w30155

Caroline Schneider, Sportwissenschaftlerin